Für Silvia Schmidbauer war der Umstieg aufs Fahrrad kein geplanter, sondern ein erzwungener Schritt. Vor vier Jahren stand sie vor einer schwierigen Entscheidung: Das 16 Jahre alte Auto war defekt, die Reparaturkosten enorm – und ihr Mann arbeitete in zwei Jobs. Was als Notlösung begann, wurde rasch zur Leidenschaft: „Der Anfang war hart, aber ich war schnell begeistert“, erzählt sie.
Heute fährt Silvia täglich mit dem Rad zur Arbeit – 45 Minuten einfach bis Mureck – bei fast jedem Wetter. Regen schreckt sie nicht ab, solange er nicht vor dem Arbeitsweg beginnt. Und selbst im Winter tritt sie bis zu Temperaturen von –4 Grad in die Pedale: „Früher sogar bis –10 Grad, aber jetzt genieße ich es etwas bequemer“, sagt sie mit einem Lächeln.
Das Radfahren ist für sie mehr als Fortbewegung. Es ist eineinhalb Stunden Zeit nur für sich, ein Moment der Stille, der Sonne, des Nebels. „Der Sonnenaufgang, ganz allein auf der Straße – das macht mich glücklich“, sagt sie. Besonders im Winter fühlt sie sich wie in einem geschützten Kokon: „Warm eingepackt, egal ob feucht, nebelig oder kalt – ich bin einfach seelig, wenn ich radfahren kann.“
Wenn sie hingegen gezwungen ist, mit dem Auto zu fahren – etwa bei starkem Dauerregen – empfindet sie das als Stress. Drei Tage ohne Radfahren? Das schlägt ihr aufs Gemüt. Auch alle anderen Alltagswege erledigt sie per Rad: Einkäufe, Erledigungen – das Auto ist zur Ausnahme geworden.
Einziger Wermutstropfen: Die frühmorgendliche Fahrt konfrontiert sie manchmal mit traurigen Bildern. Als engagierte Tierschützerin leiden sie besonders die toten Tiere am Straßenrand. Sie erinnert sich an eine große weiße Eule, die mitten auf der Fahrbahn lag. Oder ein Reh, das schwer verletzt war – Momente, die sie tief bewegen.
Doch auch wenn manche Erlebnisse sie traurig stimmen – der überwältigende Teil ihrer Radfahrten ist positiv: Freiheit, Selbstbestimmtheit, Bewegung in der Natur. Und das Wissen: Sie hat durch ihre Entscheidung etwas für sich und für die Umwelt verändert.
Silvia besitzt auch ein Mountainbike für anspruchsvollere Strecken – denn ihre Leidenschaft für das Rad hört nicht bei der Arbeit auf. Für sie ist das Fahrrad Symbol einer neuen Lebensqualität. Sie hat sich entschieden – für das Rad, für sich selbst, für einen entschleunigten und achtsamen Alltag.
