Laut E-Control ist die Stromproduktion aus Biogas höchst ineffizient und im Vergleich zu anderen Erneuerbaren teuer (Die Presse, 10.9.2010). Zur Bereitstellung von 1 % des heimischen Strombedarfs aus Biogas würde eine Agrarfläche in der Größe von 2/3 des Bodensees benötigt. Darüber hinaus sei der Strom aus Biogas teurer als Strom aus Photovoltaik.
Alle Bemühungen der E-Control in Ehren, den Strompreis für Österreichische StaatsbürgerInnen so niedrig als möglich zu halten, „koste es was es wolle“ – auch wenn es zu Lasten der Umwelt geht. Denn die Umwelt hat keine Stimme und kann sich eh nicht wehren, sie kann nicht zu Wahl gehen, zahlt keine Steuern, und schreibt auch keine Beschwerdebriefe. Die „Geiz ist Geil- Mentalität“ ist bei Zukunftsthemen wie der Ökostromproduktion völlig unangebracht.
Wir können es uns nicht leisten einen erneuerbaren Energieträger gegen einen anderen auszuspielen. Oder wir lassen die Atomkraft, mit scheinbar billigem Strom, in Österreich wieder aufleben.
Die Fragen die sich für mich stellen lauten wie folgt:
Hat sich alles auf der Welt dem Wachstum der Wirtschaft unterzuordnen?
Ist die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen aus wirtschaftlicher Sicht unverzichtbar?
Können wir uns ein Überleben der Menschheit im Interesse des Wirtschaftswachstums nicht leisten?
Wie ein altbekannte Weisheit uns lehrt, können wir ein Problem nicht mit den gleichen Ansätzen lösen die uns das Problem beschert haben – nämlich: reichliche und billige Energie steht uns zur Verfügung.
Eines ist sicher: Wir benötigen einen Strommix aus allen uns zur Verfügung stehenden erneuerbaren Ressourcen und Biogas leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Bei der Stromproduktion aus Biogas wird rund um die Uhr (8.000 bis 8.400 Stunden im Jahr) eine nahezu konstante Strommenge, ohne Schwankungen, produziert. Beispielswiese kann Biogas zur Spitzenlastproduktion eingesetzt werden. Dadurch ist die Wertigkeit von Strom aus Biogas in einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten. Leider vermisse ich diese Aspekte bei der aktuellen Ökostromtarifförderung.
Die Vorzüge von Biogas sprechen für sich:
- Biogas ist ein universell einsetzbarer Energieträger. Biogas kann zur Strom- und Wärmeproduktion eingesetzt werden, als Treibstoff genutzt werden, oder zur Einspeisung in das Erdgasnetz herangezogen werden.
- Biogas produziert einen kontinuierlichen Strom ohne tageszeitliche Schwankungen
- Bei Bedarf kann Biogas zur Stromspitzenlastproduktion eingesetzt werden.
- Mittels der Biogastechnologie steht eine Möglichkeit zur Speicherung von Energie zur Verfügung.
- Biogas ist eine effiziente erneuerbare Energietechnologie. Beispielsweise kann aus einem Hektar Ackerland (Mais-Ganzpflanzensilage) mittels Biogastechnologie eine Energiemenge von 70 MWh/ ha erzeugt werden. Nun kann man zur Vergärung von Mais stehen wie man will (Vernichtung von Nahrungsmittel oder Herstellung einer erneuerbaren heimischen Energie).
- Durch die Nutzung landwirtschaftlicher Reststoffe wie Gülle und Mist oder biogener Reststoffe kann man die im Rohstoff vorhandene Energie sinnvoll nutzen bevor dieser Abfall deponiert oder entsorgt wird. Der Abbau dieser organische Stoffe und Umwandlung findet auch ohne Biogas quasi automatisch statt. Durch die Biogastechnologie kann dieser Prozess kontrolliert ablaufen und Energie daraus gewonnen werden.
Ich freue mich auf Ihre Kommentare (Karl Puchas)