Energie schlau genutzt – Familie Gutmann

Die Klima- und Energiemodellregion (KEM) Wirtschaftsregion mittleres Raabtal holt BürgerInnen vor den Vorhang, die besonders innovative Energiekonzepte umgesetzt haben.

Energie schlau genutzt
Energie schlau genutzt - Familie Gutmann, ©KEM Wirtschaftsregion mittleres Raabtal
Energie schlau genutzt – Familie Gutmann, ©KEM Wirtschaftsregion mittleres Raabtal

Familie Gutmann aus Axbach in der Gemeinde Paldau ist auf dem Weg der erneuerbaren Selbstversorgung mit Strom und Wärme bereits auf der Zielgeraden. Photovoltaik, Stromspeicher, Solarthermie, Hackschnitzelheizung, Elektroauto – zahlreiche Projekte wurden bereits umgesetzt. Mastermind hinter dem Ganzen ist Josef Gutmann.

Wärme

Geheizt wird im Hause Gutmann CO2-neutral mit Hackschnitzel aus dem eigenen Wald. Zur Warmwasserbereitung wird zusätzlich eine Solarthermieanlage mit rund 8 m² Kollektorfläche betrieben. Die Anlage ist bereits seit 2002 in Betrieb.

Strom, Speicher und Inselbetrieb

Eine besondere Leidenschaft von Josef Gutmann ist die Stromversorgung mit Photovoltaik. Bereits im Jahr 2010 wurde die erste Anlage installiert. Seither wurde immer weiter ausgebaut. „Einfach ausprobieren“ – so lautet der Leitsatz. Insgesamt betreibt Familie Gutmann PV-Anlagen mit einer Leistung von 54 kWp. Ein Teil der Anlagen wird mit Volleinspeisung betrieben. Hier wird also die gesamte erzeugte elektrische Energie direkt in das Stromnetz eingespeist. Die übrigen Anlagen mit einer Leistung von 24 kWp werden mit Überschusseinspeisung betrieben, das bedeutet, nur nicht selbst verbrauchte Energie wird eingespeist.

Neben mehreren Aufdachanlagen und einer freistehenden Anlage wird auch ein Solartracker eingesetzt. Diese Anlage richtet sich nach dem Sonnenstand aus und verbessert dadurch den Ertrag. Außerdem werden seit 2022 auch vertikale Module als Zaun bzw. Sichtschutzelemente eingesetzt. Ausgetüftelt hat Josef Gutmann dabei fast alles selbst.

Damit möglichst viel Strom selbst genutzt werden kann, wird auch ein Speichersystem betrieben. Überschüssiger Sonnenstrom kann in einem Batteriesystem mit insgesamt 52 kWh nutzbarer Speicherkapazität zwischengespeichert und anschließend genutzt werden. Mit einer maximalen Leistung von ca. 19 kW kann der Speicher geladen und entladen werden.

Das System ist auch inselfähig. Im Fall eines Stromausfalls wird automatisch auf Ersatzstrombetrieb umgeschaltet. Eine Batteriekapazität von 35 kWh kann dann auch im Inselbetrieb 3-phasig mit einer Ausgangsleistung von 9kW genutzt werden.

Da bei der Überschuss PV Anlage mit 24 kWp am Netzanschluss nur max 12 kW eingespeist werden dürfen, wird der sonst vom Wechselrichter abgeregelte Strom automatisch mittels Heizstab in Wärme umgewandelt und im Pufferspeicher zwischengespeichert. Das ganze System kann per Smartphone überwacht und gesteuert werden.

Mobilität

Unterwegs ist man seit 2017 elektrisch. Fazit: Nach 120.000 gefahrenen Kilometern ist die Zufriedenheit noch immer groß. „Mit dem Verbrenner will bei uns niemand mehr fahren – wenn das Elektroauto daheim ist, wird das genommen“, so Josef Gutmann. Auch im laufenden Betrieb kommt das Elektroauto weit günstiger. Abgesehen vom Service fallen wenig Kosten an. Der „Treibstoff“ kommt zu rund 85 % aus den eigenen PV-Anlagen.

Fazit

Die Wärmeversorgung erfolgt zu 100 % erneuerbar. Mit der eigenen Überschuss PV-Anlage kann man den Eigenbedarf an elektrischer Energie zu rund 85 % decken. Nebenbei wird noch Strom erzeugt, der ins Netz eingespeist wird.

Für Josef Gutmann haben sich die Investitionen auf alle Fälle gelohnt. Anders machen würde er im Nachhinein nichts. Die Anschaffungen waren gut überlegt und mögliche zukünftige Erweiterungen wurden gleich zu Beginn mitgedacht. Was waren die Beweggründe für die Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen? Einerseits war es Neugier: „Ausprobieren wie und wie lange es funktioniert“, erzählt Josef Gutmann. „Vom E-Auto zum Speicher – es geht immer so weiter, wenn man einmal begonnen hat“, meint er. Außerdem sei das Ziel Autarkie in der Energieversorgung ein wesentlicher Grund gewesen. Auch der Umweltschutzgedanke spielte mit hinein.

Was aus seiner Sicht für die Investition in Photovoltaik-Anlagen spricht? „Mit der eigenen PV-Anlage kann man den Strompreis eigentlich für die nächsten Jahre festsetzen und ist damit unabhängiger.“

Auch Pläne für die Zukunft gibt es. Vehicle to Home, also bidirektionales Laden mit einem E-Auto ist noch ein Wunschprojekt. Mit der Energieversorgung ist Familie Gutmann so weit zufrieden. Hier ist aktuell kein Ausbau mehr geplant.

Nach weit über 10 Jahren Erfahrung ist Josef Gutmann von der PV-Technologie überzeugt. Sein Rat: „Wer kann, sollte die Dächer mit PV voll machen, es ist eine Investition für die Zukunft.“

©Josef Gutmann
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