Elektromobilität – Fluch oder Segen Teil 4

Faktencheck Elektromobilität

Im März 2022 hat der Klimafonds gemeinsam mit dem Umweltbundesamt und dem Verkehrsclub Österreich den „Faktencheck Elektromobilität“ veröffentlicht (siehe www.klimafonds.gv.at). Der neue „Faktencheck“ klärt gängige Mythen rund um E-Autos.

Kurz zusammengefasst die wichtigsten Ergebnisse zur Elektromobilität:

E-Auto Faktencheck
E-Auto Faktencheck

Das ehrgeizige Ziel, bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen, ist nur durch eine grundlegende Wende im Verkehrssektor möglich. Dabei ist E-Mobilität nicht die alleinige Lösung, aber ein wichtiges Puzzlestück. Immerhin hat sich die Anzahl von E-Autos hierzulande seit 2020 verdoppelt – mehr als 80.000 sind heute auf Österreichs Straßen unterwegs. In der Öffentlichkeit kursieren zahlreiche Informationen zur E-Mobilität, viele davon sind Mythen oder schlicht Falschinformationen. Um wissenschaftlich fundierte Fakten in die Diskussion einzubringen, wurde nun der neue Faktencheck zusammengestellt.

Laut Berechnungen des Umweltbundesamts sind die rund sieben Millionen benzin- und dieselbetriebenen Fahrzeuge hierzulande für etwa 28 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Im Vergleich zu 1990 haben wir 2021 um 71 Prozent mehr PKW´s auf Österreichs Straßen. Daher ist es kaum verwunderlich, warum in diesem Segment in Punkto Reduktion der Treibhausemissionen kaum eine Verbesserung zu erkennen ist. Damit die Trendumkehr hin zu umweltverträglichen und energieeffizienten Fortbewegungsformen beziehungsweise Verkehrsmitteln gelingt, ist eine breite Palette an Maßnahmen notwendig.

E-Fahrzeuge sind klarer Klimasieger

Alle großen Autohersteller sehen einen Zukunftsmarkt in diesem Segment und präsentieren laufend neue Modelle. Derzeit stehen rund 170 verschiedene Fahrzeugmodelle am Markt zur Verfügung. Bald werden es mehr als 200 sein. Aufseiten der potenziellen Käuferinnen herrscht jedoch immer noch Verunsicherung. Wie nachhaltig E-Autos tatsächlich sind, beleuchtet der Faktencheck. Ein wesentlicher Faktor sind auch die Rohstoffe. Denn klar ist, dass alle Fahrzeuge, unabhängig von der Antriebstechnologie, in der Produktion und im Betrieb endliche Rohstoffe benötigen. Bei E-Fahrzeugen sind es vor allem Lithium und Kobalt für die Batterieherstellung, die kritisch betrachtet werden. Globale Sozial- und Umweltstandards aber auch Recyclingquoten haben zunehmend einen höheren Stellenwert in der öffentlichen Diskussion.

In punkto Ökobilanz ergibt die Analyse ein klar positives Bild: Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus – von der Herstellung, über den Betrieb und die Energiebereitstellung bis zur Entsorgung – verursachen E-Autos um bis zu 79 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Vorausgesetzt, dass ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen eingesetzt wird. Aber auch bei Verwendung von nicht ausschließlich erneuerbarem Strom (österreichischer Strommix) liegt der ökologische Vorteil immerhin zwischen 47 und 63 Prozent. Bereits nach 35.000 bzw. 45.000 km Laufleistung stellt sich dieser ökologische Vorteil zu Gunsten von E-PKW´s ein.

E-Autos: alltags- und urlaubstauglich?!

Die E-Mobilität unterliegt einem dynamischen Wandel. Die Kosten für die Herstellung der notwendigen Batterien beispielsweise sinken laufend, so etwa für einen durchschnittlichen Lithium-Ionen-Akku, dessen Preis seit 2010 um 88 Prozent gesunken ist. Der Gesamtkostenvergleich zeigt, dass der höhere Anschaffungspreis in Kombination mit den deutlich geringeren Betriebskosten in nur wenigen Jahren zu einem Kostenvorteil zu Gunsten der E-Autos führt. Berücksichtigt wurden in dieser Berechnung auch öffentliche Förderungen für den Umstieg.

Bei einer Kilometerleistung von 15.000 km pro Jahr spart ein Elektroauto im Vergleich zu Benzin- oder Dieselfahrzeugen EURO 600,- bis 1.000,- pro Jahr an Energiekosten (Basis: Energiekostenpreise 2021!) ein. Wer zudem auf einen kleineren Akku setzt, spart Geld, schont Ressourcen und schützt das Klima. Auch die Ladeinfrastruktur entwickelt sich rasant: Ende 2021 standen in Österreich bereits 10.500 öffentlich zugängliche Ladepunkte zur Verfügung (davon 15 Prozent mit einer Ladeleistung > 22 kW). Pro Ladepunkt kommen somit rund 10 E-Fahrzeuge. Geladen werden die E-Autos jedoch zu 80 bis 90 Prozent zu Hause oder am Arbeitsplatz mit Ladeleistungen < 22 kW.

Auch die Reichweite der E-Autos steigt ständig und liegt aktuell bei 450 Kilometern und mehr. Der durchschnittliche Weg, der in Österreich täglich mit dem Auto zurückgelegt wird, liegt jedoch ohnehin nur bei rund 35 Kilometern. Die steigende Bedeutung von E-Autos wird in der Statistik der PKW-Neuzulassungen deutlich: der Anteil der vollelektrisierten PKW liegt 2021 bei schon 14 Prozent. Insgesamt beträgt der Anteil der E-Fahrzeuge somit rund 1,5 Prozent. Bis 2030 erwarten die Experten durch den vermehrten Betrieb von E-Fahrzeugen (1,6 Mio. Fahrzeuge) einen steigenden Stromverbrauch in Österreich von 6,5 Prozent. Bei einer vollständigen Elektrifizierung wird der entsprechende Strombedarf um 21 Prozent steigen. Das schein aus heutiger Sicht, mit einer breit angelegten Initiative hin zu mehr Ökostrom durchaus machbar. E-Autos sind effizienter als vergleichbare Benzin- oder Dieselfahrzeuge und verbrauchen nur rund 1/3 dessen Energiebedarfs.

Volkswirtschaftlich betrachtet führt unser derzeitiger Energieträgermix durch die Verwendung von Kohle, Erdöl und Erdgas zu einem Kaufkraftabfluss von EURO 9,5 Mrd. jährlich. Ein Großteil davon entfällt auf den Mobilitätsbereich.

Um die Verkehrswende zu schaffen, sind drei Strategien wesentlich: Verkehr vermeiden, verlagern und verbessern. E-Autos können vor allem im Bereich Energieeffizienz und der Reduktion lokaler Emissionen zur Verbesserung des Verkehrssystems beitragen.

Herzlichst

Karl Puchas

> Zum Blogbeitrag E-Auto Fluch oder Segen Teil 3 geht’s hier!

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